EffizienzEffizienz ist mehr als Einsparung

Die Nutzung natürlicher Ressourcen zum Erhalt und zur Verbesserung der menschlichen Lebensbedürfnisse ist von einer grundsätzlichen Ambivalenz geprägt: Ohne Nutzung der natürlichen Ressourcen gibt es keine Entwicklung; durch die Nutzung natürlicher Ressourcen können ökologische wie auch soziale und ökonomische Probleme entstehen. Dieses Ressourcendilemma und die Möglichkeiten zu seiner Überwindung werden bestimmt durch mehrere fundamentale Faktoren: Das Wachstum der Weltbevölkerung, die natürliche Ressourcenbegrenzung und die Inanspruchnahme von Umweltmedien wie Wasser, Boden und Luft.

Lösungsansätze adaptieren vor allem klassische Strategien aus anderen Erfahrungswelten. Dazu zählen die Primärtugenden Sparen und Vermeiden. Auf technischer Ebene ermöglichen Substitutionsprozesse und auf ökonomischer Ebene Preissignale zumindest eine temporär begrenzte Dämpfung des Ressourcendilemmas. Wirksam sind diese Ansätze allerdings nur in jeweils geschlossenen Wirtschaftsräumen. Je intensiver die internationalen Verflechtungen sind, desto weniger wirksam sind die klassischen Lösungsansätze sinnvoller Ressourcennutzung und Bewirtschaftung.

Hemmend auf die Bildung neuer, global einsetzbarer Lösungsansätze wirkt das über vier Jahrzehnte diskussionsprägende Paradigma von der Endlichkeit natürlicher Ressourcen. Aus dem Ansatz einer globalen Rationierung konnte aber kein System für effizienten Ressourceneinsatz geschöpft werden. Das durch den Club of Rome in den 1970er Jahren popularisierte Knappheits-Paradigma hat sich in Produktion und Konsum nicht durchsetzen können, sondern allenfalls als Bedrohungsszenario überdauert. Zunehmend wird deutlich, dass eine Ressourcenstrategie keinesfalls auf der Angst vor dem Ende beruhen kann. Ein solcher Ansatz schließt die erfolgreiche Suche nach Alternativen von vornherein aus.

Sinnvoller erscheint der prozessuale Ansatz, der von dauerhafter Nutzung bei höchstmöglichem Effizienzbewusstsein ausgeht. Bei den erneuerbaren Energien, bei den meisten mineralischen Rohstoff en und bei praktisch allen Metallen überzeugt dieser Ansatz unmittelbar. Aber auch für die Nutzung der fossilen Energien – an denen sich die Endlichkeitsdiskussion und seit etwa 1980 auch die Klimadiskussion orientieren – bietet der langfristig angelegte Effizienzansatz Lösungsperspektiven.

Eine neue, effizienzbasierte Ressourcenstrategie ist dem Endlichkeitsparadigma auch in anderer Hinsicht überlegen. Ganz gleich, ob sich die Verfügbarkeit natürlicher Ressourcen aus geologischen, politischen oder aus preislichen Gründen verknappt, der Effizienzansatz bietet auf allen drei Feldern hinreichend Potenzial, Versorgungsrisiken abzufedern.

Das Verknappungsszenario des späten 20. Jahrhunderts hält sich länger als erwartet. Es scheint, dass Knappheitstheorie und Effizienzansatz eine ungute Liaison eingehen könnten. Dies gilt immer dann, wenn Effizienz nicht als Prozess, sondern als Synonym für Einsparung oder als Instrument für andere Ziele eingesetzt wird. Dies geschieht, wenn Effizienzziele unflexibel und fixe Effizienzvorgaben oder absolute Einsparungen für feste Zeiträume gesetzt werden, um den Energieverbrauch oder die Emission von Klimagasen zu verringern. Mit absoluten Effizienzvorgaben kann sogar die De-Industrialisierung vorangetrieben werden.

Verschiedene Sekundärwirkungen wohnen der Effizienzstrategie inne, aber sie sind nicht konstitutiv und entfalten sich erst in den Transformationsprozessen und Innovationszyklen der Industrie und Wirtschaft effektiv. Kern der Effizienzstrategie ist die langfristige Sicherung der globalen Ressourcennutzung bei minimaler Beanspruchung von Ökosystemdienstleistungen.

Unternehmen, die ressourceneffizient arbeiten, können mit gesellschaftlicher Anerkennung, aber nicht in jedem Falle mit ökonomischem Erfolg rechnen. Wird dieses Dilemma durch Regulierung ausgeglichen, entstehen neue Probleme, und die Belastungsschraube für Unternehmen, die bereits effizient arbeiten, wird durch die gegensätzlich wirkenden Fliehkräfte von Insellösungen in der Energie- und Klimapolitik überdreht. Deutlich wird dies gegenwärtig bei den hohen Kosten für die staatliche Förderung bei der Nutzung erneuerbarer Energieträger. Eine auf Effizienz gestützte Ressourcenstrategie muss schnellstmöglich zu hoher Robustheit und positiver Selbstverstärkung geführt werden. Insbesondere die effizienzbasierte Nutzung von Metallen ist auf diesem Wege bereits besonders weit vorangeschritten.
 
Effizienz ist weder in quantitativer noch in qualitativer Hinsicht ein homogener Terminus, wie die effizienzorientierte Betrachtung der Wertschöpfungskette von NE-Metallen verdeutlicht. Bei der Gewinnung und Aufbereitung von Metallen kann der effiziente Umgang mit den Umweltressourcen Wasser, Boden und Luft im Vordergrund stehen. Auch die Energieeffizienz spielt eine große Rolle. Die Raffination und vor allem die für die Metallherstellung notwendige Prozessenergie stehen schon lange im Zentrum der Energieeffizienz. Bei der Weiterverarbeitung treten schließlich Aspekte der Energie-, Ressourcen- und Materialeffizienz sowie der Recyclingfähigkeit – als zusätzliche und neue Ressourcenquellen – in den Vordergrund. Letztlich tritt der ressourceneffiziente Einsatz durch die weiteren Nutzer in der Wertschöpfungskette bis hin zur Anwendung hinzu. Zweifelsohne überlappen sich die Aspekte der Umwelt-, der Energie- und der Materialeffizienz auf allen Wertschöpfungsstufen mit unterschiedlicher Intensität und Ausprägung, siehe dazu Matrix unten.
 
Werden die Effizienzpotenziale wertschöpfungsadäquat definiert und umgesetzt, ergeben sich unterschiedlich ökonomische Potenziale bei Kosten, Produktivität und Produktnutzen. Paradebeispiele sind die Leichtbautechnologien im Personen-, Güter- und im Luftverkehr, aber auch moderne Baumaterialien und miniaturisierte Produkte der Elektrotechnik.
 
Wesentliche Bausteine jeder Effizienzstrategie sind Messbarkeit und Bewertung. Effizienz ist auf der Grundlage geeigneter Indikatoren mess- und in Grenzen auch steuerbar. Das Spektrum geeigneter Indikatoren reicht von gesamtwirtschaftlichen Messgrößen bis hin zu branchen- oder unternehmensspezifischen Parametern. Da Indikatoren immer als Verhältnis zweier Größen bestimmt werden, ist die sinnhafte Auswahl vor allem des Nenners von entscheidender Bedeutung. Während der Material- und der Energieverbrauch je Einheit Wirtschaftsleistung oder Wirtschaftsgut gut darstellbar sind, ist ein Index, der die Inanspruchnahme von Ökosystemdienstleistungen darstellt, komplexer. Zusätzlich müssen bei der Effizienzmessung durch Indikatoren auch die technischen Grenzen und die wirtschaftliche Zumutbarkeit berücksichtigt werden. So kann der Energieverbrauch zum Beispiel einer Elektrolyse nur im Benchmark mit anderen Standorten aussagefähig bleiben.

Die deutsche NE-Metallindustrie steht für den effizienten Einsatz natürlicher Ressourcen und Energie und wendet sich gegen absolute Einsparziele. Im Rahmen einer differenzierten Ressourcenstrategie kann die Effizienz vieler Prozesse gefördert werden. Auch die Forschung und Entwicklung kann einen Beitrag zur Entlastung der Nachfrage kritischer Ressourcen leisten. Denn heute ist die Substitution von Stoffen aufgrund ihrer spezifischen Eigenschaften und Anforderungen nicht immer möglich. Absolute Einsparziele sind für die ressourcen- und energieintensive NE-Metallindustrie mit widersprüchlichen Folgen und Konsequenzen für die Unternehmen behaftet. Ausgehend von einer hohen Effizienz führen feste Ziele zur Umsetzung unwirtschaftlicher Maßnahmen oder beschränken sogar die Produktion. Beides widerspräche dem Prinzip der Effizienz.
 
Metalle: Modell für effizientes und nachhaltiges Materialmanagement
 
Die Ressourceneffizienz etabliert sich als sogenannter Mega- Trend. Auf internationaler, europäischer und deutscher Ebene wird intensiv an Initiativen, Programmen und Indikatoren zur Ressourceneffizienz gearbeitet. Es zeichnet sich ab, dass sich Ressourceneffizienz auf der Rio+20-Konferenz im Juni 2012 als das entscheidende Schlüsselkonzept auf dem Weg zum „Greening the Economy“ durchsetzt.
 
Ressourceneffizienz ist ein übergreifendes und integratives Konzept. Es umfasst klassische Themen wie den Schutz von Umweltmedien (Boden, Wasser, Luft) vor Überlastung ihrer Tragfähigkeit als Aufnahmemedien für Auswirkungen menschlicher Aktivitäten. Andererseits integriert es die rohstoffpolitische Agenda vor dem Hintergrund von globalem Wirtschaftswachstum bei steigender Weltbevölkerung und Nachholbedarf sich entwickelnder Staaten. Insgesamt stellt die Ressourceneffizienz-Agenda eine wertschöpfungskettenübergreifende Agenda dar, die am Beginn der Wertschöpfungskette (Rohstoffe) beginnt und bis zu den Grenzen der Tragfähigkeit der Erde für Umweltbelastungen jedweder menschlichen Tätigkeit reicht.
 
Ein Schlüsselbegriff der Ressourceneffizienzdebatte ist die Entkopplung von Wirtschaftswachstum und Ressourcenverbrauch. Das Entkopplungskonzept birgt einerseits positive Aspekte, da es – genau genommen – eine Abkehr vom reinen Suffizienz(Verzichts-)Prinzip bedeutet. Weiter basiert das Entkopplungsmodell auf wichtigen Ansätzen wie der Lebenszyklusbetrachtung von der Gewinnung von Rohstoffen über deren Verarbeitung und Nutzung bis zum Recycling. Allerdings ist die Komplexität der auf dem Weg zur Entkopplung aufkommenden methodischen Fragen (Rohstoffäquivalente, Berücksichtigung von Im- und Exporten) vielfältig und anspruchsvoll. Wesentliche methodische Fragen sind in der Wissenschaft heute noch nicht abschließend gelöst.
 
Ressourceneffizienz erscheint als Win-Win-Win-Strategie für Umwelt, die Volkswirtschaft und einzelne Unternehmen. Umweltbelastungen werden reduziert, eine größere Unabhängigkeit von teuren Rohstoffimporten erreicht und betriebswirtschaftliche Einsparpotenziale aufgedeckt und realisiert. Einiges spricht dafür, dass sich Ressourceneffizienz langfristig als Konzept marktgesteuert durchsetzt, aber eben marktgesteuert. Dass der Politik langfristige Effizienzverbesserungen nicht ausreichen, machen die zahlreichen Programme und Initiativen deutlich, die derzeit erarbeitet werden.

Die Metallindustrie legt Wert auf die Tatsache, dass die Erzeugung und die Nutzung von Metallen nicht pauschal als Verbrauch diskriminiert werden. Die Gewinnung und die Verarbeitung von Metallen ist kein Verbrauch, sondern eine wichtige Investition in einen global ständig wachsenden Metallpool, auf den kommende Generationen leichter und einfacher zurückgreifen können als die heutige. Metalle sind als natürliche Elemente ohne Qualitätsverlust beim Recycling quasi als erneuerbare Ressourcen einzustufen. Im Vergleich zu anderen Werkstoffen sorgen die hohen Metallpreise für eine effiziente Allokation. Aus geologischer Sicht gibt es keine Knappheit. Die NE-Metallindustrie arbeitet selbst intensiv daran, Kreisläufe zu schließen. NE-Metalle werden nicht verbraucht, sondern gebraucht. In der Ressourcen Effizienzdebatte ist bei Metallen zwischen Rohstoffeffizienz, Materialeffizienz und Produkteffizienz zu unterscheiden. Metalle werden zwar aus einer nicht erneuerbaren Rohstoffbasis generiert, durch nachhaltiges Materialmanagement wird die Materialbasis aber langfristig erhalten.
 
Sind richtige Rahmenbedingungen gegeben, funktioniert das Materialmanagement bei Metallen marktgesteuert ohne staatliche Eingriffe allein über den Wert der Werkstoffe. Sind staatliche Eingriffe gegeben, z. B. durch energiepolitische Maßnahmen oder Verzerrungen an den Rohstoffmärkten, müssen diese kompensiert werden. Hierzu gehören auch Sanktionen gegen illegale Exporte und nicht-effiziente Verwertungsverfahren anderer Länder.
 
Wirtschaftswachstum bedarf auch in Zukunft primärer Rohstoffe, da Sekundärmaterial meist lange in der Infrastruktur oder in langlebigen Anwendungen gebunden ist. Der Zufluss primärer Rohstoffe steht nicht im Widerspruch zur Ressourceneffizienz: Ganz im Gegenteil – wenn die Kreislaufführung wie bei Metallen stimmt, ergänzen sich Rohstoffversorgung und Ressourceneffizienz, weil beide in die gleiche Richtung wirken.

Mit Energieeffizienz die Energieproduktivitat steigern

Energieeffizienz wird allenthalben als maßgeblicher Hebel zur Senkung des Energieverbrauchs und da mit als Instrument des Klimaschutzes angesehen. Effizienz senkt für Unternehmen und Haushalte die Energiekosten. Mithilfe von Energiemanagementsystemen können wirtschaftliche Maßnahmen identifiziert und bei ausreichend vorhandenen Investitionsmitteln erfolgreich umgesetzt werden. Insofern haben energieintensive Unternehmen einen sehr hohen Anreiz, den spezifischen Energieverbrauch zu senken, das heißt je Tonne Produkt weniger Energie zu verbrauchen.
 
Vor diesem Hintergrund unterstützt die WVM das Ziel, die gesamtwirtschaftliche Energieeffizienz zu steigern und bessere Investitionsbedingungen für energieeffiziente Technik zu fördern. Nach unserem Verständnis muss es Unternehmensziel sein, Energie so produktiv wie möglich einzusetzen. Daraus entstehen Wettbewerbsvorteile, die effiziente Unternehmen nutzen können. Nur wenn effiziente Unternehmen wachsen und Unternehmen mit geringerer Effizienz Marktanteile verlieren, kann die durchschnittliche Energieproduktivität steigen. Allein aus diesem Grund ist es kein vernünftiger Weg, Energieeffizienz durch die Reglementierung des absoluten Energieverbrauchs von Industrieunternehmen fördern zu wollen.
 
Effizienz bedeutet für die NE-Metallindustrie, den größtmöglichen Ertrag aus dem Einsatz einer Kilowattstunde Energie zu erhalten. Absolute und verbindliche Ziele auf Unternehmensebene kommen dagegen als größtmögliche Einsparung von Kilowattstunden gleich zu welchen Kosten daher. Die NE-Metallindustrie steht für Einsparung durch Effizienz. Wir haben den spezifischen Energieverbrauch von 1990 bis 2008 um 28 % gesenkt. Die 20-20-20-Beschlüsse der europäischen Staats- und Regierungschefs vom März 2007 drehen diese Logik um und setzen auf absolute Einsparungen. So heißt es: „mehr Energieeffizienz durch Einsparung von Energie“ um 20 % bis 2020 gegenüber der prognostizierten Entwicklung ohne weitere Maßnahmen (business as usual). Im Sommer 2011 hat die EU-Kommission zur Umsetzung der Energieeffizienzziele einen Richtlinienentwurf vorgelegt. Unter anderem sollen die Mitgliedstaaten Systeme einführen, die Energieunternehmen dazu zwingen, jährliche Energieeinsparungen in einer Höhe von 1,5 % ihres im vorangegangen Jahr realisierten Energieabsatzvolumens zu erzielen.
 
Energieeffizienz-Verbesserungen verlaufen aber bei energieintensiven Industrieunternehmen nicht linear, sondern sprunghaft und asymptotisch und können durch gegenläufige Effekte aufgezehrt werden. Die Größenordnung von Effizienzsteigerungen geht im Trend zurück; der Aufwand für die Einsparung der nächsten Energieeinheit je Produkt steigt. Dennoch werden Verbesserungen oftmals in Sprüngen erzielt. Dazwischen gibt es Phasen kleiner Verbesserungen, weil neue technische Maßnahmen nicht zur Verfügung stehen oder noch nicht wirtschaftlich sind. Insofern ist die Annahme eines gleichmäßigen Effizienzfortschritts realitätsfremd. Die Annäherung an den theoretischen Mindestenergieverbrauch, der Prozessen der Grundstoffindustrie eigen ist, wird bei linearen Vorgaben nicht berücksichtigt. Early Actions finden keine Anerkennung. Zudem ist zu beobachten, dass durch höhere Anforderungen an die Produktqualität, durch Umweltschutzmaßnahmen oder durch abnehmende Rohstoffqualitäten der Energiebedarf sogar steigt und diese gegenläufigen Entwicklungen die Wirkung von effizienzsteigernden Maßnahmen aufzehren können.

Energie hat in energieintensiven Industrien zum Teil den Charakter eines Rohstoff s, der in das Produkt eingeht. Der Produktionsfaktor Energie kann bei so genannten Prozessenergien nur begrenzt oder gar nicht durch andere Produktionsfaktoren oder energieeffiziente Technik ersetzt werden. Vor allem bei der Metallerzeugung sind Mindestmengen für den Einsatz von Brennstoff en und Strom erforderlich. Je näher die Produktionsanlagen diesen Mengen kommen, desto aufwändiger und kostenträchtiger sind weitere Einsparungen. Man sollte daher den Prozessenergien vergleichbar dem nicht-energetischen Verbrauch einen besonderen Status verleihen und von externen Effizienzzielen ausnehmen.
 
Grundsätzlich ist bei jeder Investitionsentscheidung zwischen Anreizwirkung (Wirtschaftlichkeit der Maßnahme/Substitutionseffekt) und Finanzierung (Budgeteffekt) zu unterscheiden. Zwar senken hohe Energiepreise die Amortisationszeiten und steigern die interne Verzinsung einer Maßnahme. Aber zu hohe Energiekosten können die Finanzierung rentierlicher Maßnahmen verhindern. Durch gezielte Zuschüsse, zinsverbilligte Kredite oder gleichwertige Kostenentlastungen in anderen Bereichen wären die Unternehmen in die Lage versetzt, mehr Maßnahmen umzusetzen.

Deutschland und Europa stehen im internationalen Wettbewerb der Investitionsstandorte. Aus Sicht in- und ausländischer Investoren setzt eine geplante oder nur erwogene Rationierung des Energieangebots einen starken Anreiz, ihre Investitionen in neue Produktionsanlagen an Standorten außerhalb der EU vorzunehmen. Dadurch würden auch die entsprechenden Verbesserungen der Energieeffizienz der Industrie, die mit Investitionen in neue Produktionsanlagen einhergeht, nicht in der EU, sondern in anderen Ländern realisiert. Die bestehenden Anlagen würden nur noch bis zum Ende ihrer technischen oder wirtschaftlichen Lebensdauer weiter betrieben.

Der Entwurf der Energieeffizienz-Richtlinie verlangt von großen Unternehmen verpflichtende Energie-Audits. Dies könnte die geplante Fortsetzung des Spitzenausgleichs der Energie-und Stromsteuer gefährden. Gemäß Energiesteuer-Richtlinie (Artikel 17) kann diese Belastungsbegrenzung im Gegenzug zu Vereinbarungen mit Unternehmen oder Unternehmensverbänden gewährt werden, sofern dadurch Umweltziele erreicht werden oder die Energieeffizienz erhöht wird. Diese Bedingung wurde auf deutscher Ebene bisher mit der Klimaschutzselbstverpflichtung erfüllt. Der Energiesteuerspitzenausgleich hat sich bewährt.
 
Um die Bedingung der Energiesteuer-Richtlinie künftig zu erfüllen, sieht das deutsche Energiekonzept ab 2013 die Einführung von Energiemanagementsystemen (EMS) als Nachweis für Effizienzsteigerung vor. Diese freiwillige Vereinbarung auf deutscher Ebene darf aber nicht durch die künftige Energieeffizienz-Richtlinie ausgehebelt werden. Der Entwurf muss dringend nachgebessert werden, damit die Einführung von Audits bzw. Energiemanagementsystemen als Gegenleistung zur Gewährung des Spitzenausgleiches anerkannt wird. Eine Kontrolle der Umsetzung einzelner Maßnahmen, wie vom EU-Parlament gefordert, ist nicht erforderlich.
 
Die EU-Kommission schlägt im Entwurf der Energieeffizienz- Richtlinie vor, die Rückwirkungen der Energieeffizienz auf den Emissionshandel (ETS) zu prüfen. Fortschritte bei der Energieeffizienz sollen es der Kommission erlauben, Zertifikate in der dritten Periode des Emissionshandel 2013 bis 2020 an die Seite zu legen (set aside). Die Preiswirkung einer solchen Maßnahme ist unklar, da die Zertifikate spätestens gegen Ende der Periode auf den Markt kommen sollen. Dahinter steht die Befürchtung, dass Fortschritte bei der Energieeffizienz die Funktionsfähigkeit des Emissionshandels beeinträchtigen. Darauf muss man erst einmal kommen: Wer Energie effizienter einsetzt und dadurch weniger CO? emittiert, soll für die Tonne CO? mehr zahlen, um den Anreiz für noch mehr CO?-Einsparungen hoch genug zu halten. Ein solcher Zusatzanreiz ist kontraproduktiv, da den Energieeinsparungen Kosten gegenüberstehen. Wer Geld für Energieeffizienz ausgibt, sollte daher durch geringere CO?-Kosten entlastet werden. Eine einseitige Verschärfung des CO?-Minderungsziels widerspricht den Gipfelbeschlüssen vom Frühjahr 2007, die weitere Schritte in Europa an vergleichbare Anstrengungen außerhalb der EU geknüpft hatten. Die jüngste UN-Klimakonferenz in Durban hat aber gezeigt, dass wichtige Industrieländer und Schwellenländer frühestens 2020 damit beginnen wollen.
 
Das EU-Parlament hat den Richtlinienvorschlag der EU-Kommission noch zugespitzt. Durch set aside sollen CO?-Zertifikate sogar stillgelegt werden. Im ETS soll die verfügbare Emissionsmenge jährlich um 2,25 % statt um 1,74 % sinken, obwohl das ETS bereits nach geltendem Recht eine Minderung von 21 % bis 2020 vollbringt. Als Begründung wird der niedrige CO?-Preis genannt. Dieser beruht aber auf dem Konjunktureinbruch 2008/2009 und der Rechtsunsicherheit über die Fortsetzung des Kyoto-Protokolls nach 2012. Die Bilanz der kostenfrei zugeteilten Zertifikate ist ausgeglichen; kostenfreie Überschusszertifikate gibt es nicht, denn den Zertifikaten aus Projektmechanismen stehen Minderungskosten gegenüber. Der aktuelle CO?-Preis spiegelt vor allem die gedämpften Wachstumserwartungen infolge der europäischen Staatsschuldenkrise wider und ist kein Signal für kostengünstige, aber brachliegende Potenziale beim Klimaschutz. Nicht nur die Beschlüsse in Brüssel machen es erforderlich, fortlaufend über den Unterschied zwischen Effizienz und Einsparung mit der Politik im Gespräch zu bleiben.

Bundesverband der Deutschen Gießerei-Industrie BD Industrieverband Feuerverzinken e.V. Deutsches Kupferinstitut Berufsverband e.V. WVM plus Mars – Metal Alliance for Responsible Sourcing Stifterverband Metalle Die Energieintensiven Industrien in Deutschland Plattform-blei.de | Ein Projekt der WirtschaftsVereinigung Metalle e.V. Metalle Pro