GlobalisierungMittelstand: Aktives Bekenntnis zu Verantwortung und Standorttreue

Innovativer industrieller Mittelstand schafft Werte in der globalisierten Welt

„Wenn der Wind des Wandels weht, bauen die einen Schutzmauern, die anderen Windmühlen.“ Dieses chinesische Sprichwort beschreibt im Kern das Dilemma einer sich verändernden globalisierten Welt. Jeder Unternehmer weiß, dass langfristig nur derjenige im Sturm des internationalen Wettbewerbs besteht, der hochseetauglich ist und der die sich bietenden Chancen zur Eroberung der Weltmeere nutzt. Gleichzeitig ist er aber dabei mit nicht zu unterschätzenden Herausforderungen konfrontiert, bei denen gerade die mittelständischen Unternehmen auf Unterstützung durch wettbewerbsfähige Rahmenbedingungen und politische Flankierung seitens des Staates angewiesen sind. Chance und Risiko –zwei Seiten derselben Medaille, die untrennbar miteinander verbunden sind. Die Chinesen haben dies erkannt – nicht nur, indem sie das gleiche Schriftzeichen für Chance und Risiko verwenden – sondern insbesondere, indem sie bei der Bewältigung der Herausforderungen danach handeln. Leider nicht immer im Sinne eines freien Welthandels. 
Die Welt ist in den letzten beiden Jahrzehnten größer und kleiner zugleich geworden. Schneller in jedem Fall. Dies hat zur Folge, dass all diejenigen, die sich zwar bewegen und verändern, dies aber langsamer tun als andere, relativ gesehen zurückfallen. Dies gilt nicht nur für Unternehmen, dies gilt auch für Staaten. Modernisierungsblockade ist hier das Stichwort. Wird die Globalisierung zunehmend zum Angstfaktor für den Mittelstand in Deutschland? 
Betrachtet man die Situation etwas genauer, ergibt sich ein buntes Bild: es gibt Mittelständler – gerade auch in der NEMetallindustrie –, die teilweise seit Generationen erfolgreich auf internationalen Märkten tätig sind; nicht selten sind sie sogar Weltmarktführer und Weltspitze in ihrer Nische. Man nennt sie die „hidden champions“. Andere wiederum sind vom kalten Winde des globalen Wettbewerbs massiv betroffen und haben große Probleme, ihre Wettbewerbsfähigkeit zu sichern. Sie leiden unter erheblichem Kostendruck durch verschärfte Konkurrenz, unter geringeren Arbeitskosten und niedrigerer Steuerbelastung in anderen Ländern. 
Unter dem Strich zeigt sich aber: die Globalisierung bietet dem deutschen Mittelstand auch in der NE-Metallindustrie eindeutig mehr Chancen als Risiken.Gerade in Deutschland mit seiner Exportorientierung und Importabhängigkeit, mit seiner spezifischen Wirtschaftsstruktur, in der insbesondere die Unternehmen des industriellen Mittelstandes eine maßgebliche Rolle spielen. Doch genau deshalb sind diese auch auf attraktive Rahmenbedingungen am Standort Deutschland, auf ein wettbewerbsfähiges Steuer- und Abgabensystem, auf einen flexiblen und funktionierenden Arbeitsmarkt, auf verfügbare Rohstoffe, wettbewerbsfähige Energiepreise, eine möglichst geringe Bürokratiebelastung – vor allem auch in der Umweltgesetzgebung – angewiesen. 
Das Institut für Mittelstandsforschung in Bonn hat die administrativen Belastungen untersucht, die durch die gesetzlichen Regulierungsvorschriften in den Unternehmen verursacht wurden, und kam zu dem Ergebnis, dass die deutschen Unternehmen hochgerechnet insgesamt mit rund 46 Mrd. Euro belastet werden.Bei einem Anteil von rund 98 Prozent mittelständische Unternehmen in Deutschland sind diese daher massiv betroffen. Alleine dies macht deutlich, dass in einer globalisierten Welt es umso mehr auf wettbewerbsfähige Bedingungen am Standort Deutschland ankommt. 
Historisch betrachtet ist der Mittelstand in der Geschichte immer schon Pionier gewesen: bei der Entwicklung neuer Produkte und Verfahren, bei der Schaffung von Marken und Design, bei der Erschließung neuer Märkte etc. Gerade die Unternehmen der NE-Metallindustrie mussten immer schon ihre Wettbewerbsfähigkeit auf internationaler Ebene messen lassen. 
Durch die Globalisierung und den damit verbundenen verschärften Wettbewerb müssen die Unternehmen des industriellen Mittelstandes aber noch stärker als bisher zur Aufrechterhaltung ihrer Wettbewerbsfähigkeit zum einen Kostenvorteile aus der internationalen Arbeitsteilung wahrnehmen, zum anderen bei schrumpfenden nationalen Märkten die Zukunftsmärkte für sich erschließen. Sie überprüfen die eigene Wertschöpfungskette auf Kosteneinsparungspotenziale und entwickeln Strategien zur Erschließung der Wachstumsmärkte als Ausgleich für eine stagnierende oder gar schrumpfende Binnennachfrage. Dies alles verlangt nach Investitionen in die Zukunft; Investitionen, die finanziert werden müssen und die sich rechnen. 
Globalisierung und Internationalisierung sind also keine neuen Phänomene für die Unternehmen der NE-Metallindustrie. Dennoch: Neu ist, dass der Welthandel ca. dreimal so schnell wie das Bruttoinlandsprodukt wächst, die Mobilität der Produktionsfaktoren dramatisch zugenommen hat und die Märkte zunehmend vernetzt sind. Neu an der Globalisierung ist auch, dass immer mehr Länder konkurrenzfähiger werden. China ist zur zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt aufgestiegen, weitere ernstzunehmende Player erscheinen auf dem Spielfeld. In vielen Ländern wird in einem atemberaubenden Tempo liberalisiert und privatisiert. Die Transportkosten und vor allem die Transportzeiten sind dramatisch gesunken. Neue Techniken führen dazu, dass gerade der Bereich der Wertschöpfung, der am schnellsten wächst, ausgesprochen mobil ist. Und wir wissen leider auch, dass der Schutz geistigen Eigentums in einigen Schwellenländern nicht gesichert ist. 
Deutschland ist stärker in die Weltwirtschaft integriert als andere große Industrieländer. Ein beträchtlicher Teil unseres Wohlstandes wird im Außenhandel erwirtschaftet. Daraus folgt:

Das gilt insbesondere für unsere kleineren und mittleren Unternehmen, die im Vergleich zu anderen Ländern deutlich stärker in die internationale Arbeitsteilung involviert und daher dem Wettbewerb auch ganz besonders ausgesetzt sind. Es stellt sich daher die Frage: Was ist zu tun?

Erste Voraussetzung: Wir müssen die Steuer- und Kostenbelastung für die Unternehmen in Deutschland senken. Wir müssen die Lohnpolitik dem internationalen Wettbewerb anpassen und die Arbeitszeiten flexibilisieren. Wir müssen vor allem den mittelständischen Unternehmen dabei helfen, sich den veränderten Bedingungen anzupassen – sei es beispielsweise bei Fragen der Finanzierung (Basel II) oder auch der Umstellung auf eine internationale Rechnungslegung (IAS/IFRS) –, indem wir einerseits die hierzu entstehendengesetzlichen Rahmenbedingungen im Sinne der Unternehmen gestalten und andererseits den Unternehmen mit konkreten Dienstleistungsangeboten Hilfestellungen anbieten.

Zweite Voraussetzung: Wir müssen auf Innovation setzen, auf Wissen, auf Forschung und Entwicklung. Die WirtschaftsVereinigung Metalle setzt sich gemeinsam mit dem Stifterverband Metalle und dem BDI massiv dafür ein, die Innovationskraft der Unternehmen zu stärken. Dabei gilt es, gerade die Arbeitsplätze in der industriellen Produktion zu stabilisieren und die Wertschöpfung zu steigern. 

Ziel muss sein, die Forschung für die Anwendung in der Wirtschaft besonders zu fördern. 
Gerade die mittelständischen Unternehmen brauchen neben den so genannten Fachprogrammen eine Forschungsförderung, die Wirtschaft und Wissenschaft enger verzahnt. Die Industrieverbände fordern deshalb die Einführung einer Forschungsprämie. Die Idee: Jede öffentlich finanzierte Forschungseinrichtung oder Hochschule, die einen Forschungsauftrag aus der Wirtschaft akquiriert, soll eine zusätzliche staatliche Prämie von 25 Prozent des Auftragsvolumens erhalten. Das erleichtert es, Forschungsergebnisse stärker für die wirtschaftliche Verwendung aufzubereiten und die Zusammenarbeit zwischen Industrie und Wissenschaft zu verbessern. Die Forschungsprämien würden auch helfen, die Ausbildung an den Universitäten zu verbessern und kleine und mittlere Unternehmen dabei zu unterstützen, gute Ideen schnell und unkompliziert in praktikable Lösungen umzusetzen. 
Ebenso notwendig ist es, das bilaterale Miteinander von einem Einzelunternehmen und einem Forschungsinstitut um weiter gespannte Netzwerke zu ergänzen. Denn auf Basis der industriellen Forschungsvereinigungen – wie dem von der WirtschaftsVereinigung Metalle getragenen Stifterverband Metalle – ist es möglich, größere Clusterprojekte an unseren Hochschulen durchzuführen. Zu einer breiten und tiefgehenden Vernetzung von Wissenschaft und Industrie trägt darüber hinaus vor allem die industrielle Gemeinschaftsforschung bei, in welcher der Stifterverband Metalle aktiv engagiert ist und über den gerade die mittelständischen Unternehmen der NE-Metallindustrie gezielte Forschungsprojekte gefördert bekommen.

Dritte Voraussetzung: Wir müssen die Chancen globaler Wertschöpfungsketten offensiv nutzen. Gleichzeitig gilt es zu verhindern, dass – etwa durch Wettbewerbsverzerrungen auf den Rohstoffmärkten – in Deutschland bestehende Wertschöpfungsketten brechen. Die Frage der Verfügbarkeit von Rohstoffen ist gerade für die Unternehmen der NE-Metallindustrie von existenzieller Bedeutung und Voraussetzung für eine funktionierende Zuliefer-Abnehmer-Beziehung. Zur Erreichung dieses Zieles engagiert sich die WVM intensiv im Rahmen ihrer „Task Force Rohstoffe“.

Vierte Voraussetzung: Wir müssen die Chancen des erweiterten europäischen Binnenmarktes nutzen und neue Märkte erschließen und gleichzeitig die Interessen der mittelständischen Unternehmen in der NE-Metallindustrie auf europäischer Ebene vertreten. Politik für den Mittelstand ist schon lange keine rein nationale Angelegenheit mehr. Zunehmend setzt sich in der Politik die Erkenntnis durch, dass eine erfolgreiche Mittelstandspolitik horizontal ausgestaltet sein muss, d.h. dass man Mittelstandspolitik nicht eindimensional im Sinne eines Nachteilsausgleichs begreift, sondern jedes Politikfeld – Umwelt-, Energie-, Außenwirtschaftspolitik genauso wie Wettbewerbs-, Innovations- oder auch Regionalpolitik – zentrale mittelstandspolitische Aspekte enthält. Es darf nicht sein, dass – wie im Bereich der Umweltpolitik geschehen – ein Vorhaben wie REACH zunächst völlig unter Ausblendung der gerade für mittelständische Unternehmen katastrophalen Auswirkungen vorangetrieben wird, sich die EU aber gleichzeitig zum Ziel setzt, bis 2020 den Anteil der Industrie am BIP auf 20 % anwachsen zu lassen. Es gilt daher: Die beste Mittelstandspolitik ist eine gute allgemeine Wirtschaftspolitik. Schätzungen gehen davon aus, dass bereits heute rund 80 Prozent aller wirtschaftsrelevanten Gesetze nicht mehr aus Berlin, sondern aus Brüssel und Straßburg kommen. Gleichzeitig wird in einer auf 28 Mitglieder erweiterten Europäischen Union die Rolle der Nationalstaaten und dabei insbesondere Deutschlands als größtem Mitgliedstaat zunehmend wichtiger. Das bedeutet, dass man zur Vertretung der nationalen Interessen unserer Unternehmen auf europäischer Ebene zunehmend auch eine Interessenvertretung über die nationalen Vertreter bei der EU (Ständige Vertretung der Bundesrepublik Deutschland bei der EU, deutsche Europaabgeordnete, Vertreter der Nationalstaaten in europäischen Gremien etc.) sicherstellt. Der Erreichung dieses Zieles dient insbesondere das Europabüro der WVM in Brüssel. 

Zusammengefasst zeigt sich, dass mittelständische Industrieunternehmen in Deutschland insgesamt dynamisch, innovativ und erfolgreich sind. Erfolgreich auch in den Sturmböen des globalen Wettbewerbs. Und: sie tragen durch ihre Werterhaltung wesentlich zum Erfolg der sozialen Marktwirtschaft bei. Sie sind das lebendige Beispiel einer Bürgergesellschaft, in der eigenverantwortliches Gestalten Hand in Hand geht mit Engagement für das Gemeinwesen. Andererseits spielen die Standortbedingungen für den typischen Mittelständler eine noch größere Rolle als für andere Unternehmensstrukturen. Denn er ist stärker an den Standort Deutschland gebunden – mental, aber auch materiell. Viele kleine und mittlere Unternehmen können sich nicht an den attraktivsten Standorten überall auf der Welt niederlassen – und wollen es im Prinzip auch nicht. Sie wollen hier am Standort Deutschland produzieren und investieren. Man muss sie nur lassen. Die Voraussetzungen dafür mit wettbewerbsfähigen Rahmenbedingungen zu schaffen, ist nicht zuletzt Aufgabe der Politik. Die WirtschaftsVereinigung Metalle wird sich daher auch zukünftig intensiv dafür engagieren, dass die Unternehmen der NE-Metallindustrie – und vor allem die des Mittelstandes – unter international wettbewerbsfähigen Rahmenbedingungen arbeiten können.

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