Das gilt insbesondere für unsere kleineren und mittleren Unternehmen, die im Vergleich zu anderen Ländern deutlich stärker in die internationale Arbeitsteilung involviert und daher dem Wettbewerb auch ganz besonders ausgesetzt sind. Es stellt sich daher die Frage: Was ist zu tun?
Erste Voraussetzung: Wir müssen die Steuer- und Kostenbelastung für die Unternehmen in Deutschland senken. Wir müssen die Lohnpolitik dem internationalen Wettbewerb anpassen und die Arbeitszeiten flexibilisieren. Wir müssen vor allem den mittelständischen Unternehmen dabei helfen, sich den veränderten Bedingungen anzupassen – sei es beispielsweise bei Fragen der Finanzierung (Basel II) oder auch der Umstellung auf eine internationale Rechnungslegung (IAS/IFRS) –, indem wir einerseits die hierzu entstehendengesetzlichen Rahmenbedingungen im Sinne der Unternehmen gestalten und andererseits den Unternehmen mit konkreten Dienstleistungsangeboten Hilfestellungen anbieten.
Zweite Voraussetzung: Wir müssen auf Innovation setzen, auf Wissen, auf Forschung und Entwicklung. Die WirtschaftsVereinigung Metalle setzt sich gemeinsam mit dem Stifterverband Metalle und dem BDI massiv dafür ein, die Innovationskraft der Unternehmen zu stärken. Dabei gilt es, gerade die Arbeitsplätze in der industriellen Produktion zu stabilisieren und die Wertschöpfung zu steigern.
Ziel muss sein, die Forschung für die Anwendung in der Wirtschaft besonders zu fördern.
Gerade die mittelständischen Unternehmen brauchen neben den so genannten Fachprogrammen eine Forschungsförderung, die Wirtschaft und Wissenschaft enger verzahnt. Die Industrieverbände fordern deshalb die Einführung einer Forschungsprämie. Die Idee: Jede öffentlich finanzierte Forschungseinrichtung oder Hochschule, die einen Forschungsauftrag aus der Wirtschaft akquiriert, soll eine zusätzliche staatliche Prämie von 25 Prozent des Auftragsvolumens erhalten. Das erleichtert es, Forschungsergebnisse stärker für die wirtschaftliche Verwendung aufzubereiten und die Zusammenarbeit zwischen Industrie und Wissenschaft zu verbessern. Die Forschungsprämien würden auch helfen, die Ausbildung an den Universitäten zu verbessern und kleine und mittlere Unternehmen dabei zu unterstützen, gute Ideen schnell und unkompliziert in praktikable Lösungen umzusetzen.
Ebenso notwendig ist es, das bilaterale Miteinander von einem Einzelunternehmen und einem Forschungsinstitut um weiter gespannte Netzwerke zu ergänzen. Denn auf Basis der industriellen Forschungsvereinigungen – wie dem von der WirtschaftsVereinigung Metalle getragenen Stifterverband Metalle – ist es möglich, größere Clusterprojekte an unseren Hochschulen durchzuführen. Zu einer breiten und tiefgehenden Vernetzung von Wissenschaft und Industrie trägt darüber hinaus vor allem die industrielle Gemeinschaftsforschung bei, in welcher der Stifterverband Metalle aktiv engagiert ist und über den gerade die mittelständischen Unternehmen der NE-Metallindustrie gezielte Forschungsprojekte gefördert bekommen.
Dritte Voraussetzung: Wir müssen die Chancen globaler Wertschöpfungsketten offensiv nutzen. Gleichzeitig gilt es zu verhindern, dass – etwa durch Wettbewerbsverzerrungen auf den Rohstoffmärkten – in Deutschland bestehende Wertschöpfungsketten brechen. Die Frage der Verfügbarkeit von Rohstoffen ist gerade für die Unternehmen der NE-Metallindustrie von existenzieller Bedeutung und Voraussetzung für eine funktionierende Zuliefer-Abnehmer-Beziehung. Zur Erreichung dieses Zieles engagiert sich die WVM intensiv im Rahmen ihrer „Task Force Rohstoffe“.
Vierte Voraussetzung: Wir müssen die Chancen des erweiterten europäischen Binnenmarktes nutzen und neue Märkte erschließen und gleichzeitig die Interessen der mittelständischen Unternehmen in der NE-Metallindustrie auf europäischer Ebene vertreten. Politik für den Mittelstand ist schon lange keine rein nationale Angelegenheit mehr. Zunehmend setzt sich in der Politik die Erkenntnis durch, dass eine erfolgreiche Mittelstandspolitik horizontal ausgestaltet sein muss, d.h. dass man Mittelstandspolitik nicht eindimensional im Sinne eines Nachteilsausgleichs begreift, sondern jedes Politikfeld – Umwelt-, Energie-, Außenwirtschaftspolitik genauso wie Wettbewerbs-, Innovations- oder auch Regionalpolitik – zentrale mittelstandspolitische Aspekte enthält. Es darf nicht sein, dass – wie im Bereich der Umweltpolitik geschehen – ein Vorhaben wie REACH zunächst völlig unter Ausblendung der gerade für mittelständische Unternehmen katastrophalen Auswirkungen vorangetrieben wird, sich die EU aber gleichzeitig zum Ziel setzt, bis 2020 den Anteil der Industrie am BIP auf 20 % anwachsen zu lassen. Es gilt daher: Die beste Mittelstandspolitik ist eine gute allgemeine Wirtschaftspolitik. Schätzungen gehen davon aus, dass bereits heute rund 80 Prozent aller wirtschaftsrelevanten Gesetze nicht mehr aus Berlin, sondern aus Brüssel und Straßburg kommen. Gleichzeitig wird in einer auf 28 Mitglieder erweiterten Europäischen Union die Rolle der Nationalstaaten und dabei insbesondere Deutschlands als größtem Mitgliedstaat zunehmend wichtiger. Das bedeutet, dass man zur Vertretung der nationalen Interessen unserer Unternehmen auf europäischer Ebene zunehmend auch eine Interessenvertretung über die nationalen Vertreter bei der EU (Ständige Vertretung der Bundesrepublik Deutschland bei der EU, deutsche Europaabgeordnete, Vertreter der Nationalstaaten in europäischen Gremien etc.) sicherstellt. Der Erreichung dieses Zieles dient insbesondere das Europabüro der WVM in Brüssel.
Zusammengefasst zeigt sich, dass mittelständische Industrieunternehmen in Deutschland insgesamt dynamisch, innovativ und erfolgreich sind. Erfolgreich auch in den Sturmböen des globalen Wettbewerbs. Und: sie tragen durch ihre Werterhaltung wesentlich zum Erfolg der sozialen Marktwirtschaft bei. Sie sind das lebendige Beispiel einer Bürgergesellschaft, in der eigenverantwortliches Gestalten Hand in Hand geht mit Engagement für das Gemeinwesen. Andererseits spielen die Standortbedingungen für den typischen Mittelständler eine noch größere Rolle als für andere Unternehmensstrukturen. Denn er ist stärker an den Standort Deutschland gebunden – mental, aber auch materiell. Viele kleine und mittlere Unternehmen können sich nicht an den attraktivsten Standorten überall auf der Welt niederlassen – und wollen es im Prinzip auch nicht. Sie wollen hier am Standort Deutschland produzieren und investieren. Man muss sie nur lassen. Die Voraussetzungen dafür mit wettbewerbsfähigen Rahmenbedingungen zu schaffen, ist nicht zuletzt Aufgabe der Politik. Die WirtschaftsVereinigung Metalle wird sich daher auch zukünftig intensiv dafür engagieren, dass die Unternehmen der NE-Metallindustrie – und vor allem die des Mittelstandes – unter international wettbewerbsfähigen Rahmenbedingungen arbeiten können.