1

Nachhaltige Kreislaufwirtschaft

Metallrecycling als wesentliche Säule einer nachhaltigen Rohstoffsicherung

Das Metallrecycling trägt erheblich zur Klima- und Ressourcenschonung bei, sichert die Versorgung mit metallischen Rohstoffen und mindert die Abhängigkeit von politisch instabilen Wirtschaftsräumen. Die EU-Kommission erwartet, dass die Hälfte der im neuen Green Deal geplanten Klimagaseinsparungen durch mehr Kreislaufwirtschaft erreicht werden soll. Schon heute wird rund die Hälfte der in Deutschland hergestellten NE-Metalle aus sekundären Rohstoffen erzeugt. Nachhaltige Kreislaufwirtschaft liegt in der DNA der Metalle. Unsere Unternehmen stehen bereit, das Recycling weiter voranzutreiben. Dazu müssen jedoch die Rahmenbedingungen verbessert werden.

Die WVMetalle stellt folgende konkrete Forderungen, um das Metallrecycling weiter voranzutreiben:

I
Kreislaufwirtschaft

Produktgestaltung: Voraussetzungen für „Design for Recycling“ verbessern

Recycling fängt bei der Produktgestaltung (Design for Recycling) an. Es ist daher wichtig, den Dialog zwischen Herstellern und Recyclern zu Möglichkeiten der leichteren Zerlegung oder der Reduzierung von komplexen Strukturen z.B. bei Elektrogeräten oder Batterien zu stärken.

Es ist zu begrüßen, dass die EU-Kommission im Rahmen des 2. Aktionsplans Kreislaufwirtschaft angekündigt hat, die Recyclingfähigkeit von Produkten verbindlicher als bisher zu regeln. Wir schlagen vor, ein Label für die Recyclingfähigkeit von Produkten zu entwickeln und einzuführen.

II
Kreislaufwirtschaft

In Recyclingketten denken: Materialien mit mehrfachem Recyclingpotential fördern

Seit der letzten Überarbeitung der EU-Abfallrahmenrichtlinie sind die Mitgliedstaaten verpflichtet, das Potenzial von Materialien für mehrfaches Recycling zu berücksichtigen.¹ Die EU reagiert mit dieser neuen Vorgabe zu Recht auch auf die stark angewachsene Verwendung von Einweg-Materialien, die sich nur einmal oder nur in einer beschränkten Anzahl im Kreislauf führen lassen. Die verbindliche Anforderung des mehrfachen Recyclingpotenzials im deutschen Umweltrecht wäre ein wichtiger Beitrag zur Rohstoffversorgung der deutschen Industrie. Es wäre aber auch ein deutlicher Impuls für mehr Ressourceneffizienz und Klimaschutz.

¹ Art. 8 Abs. 2 Unterabsatz 2 AbfRRL: „Bei diesen Maßnahmen sind die Auswirkungen von Produkten während ihres gesamten Lebenszyklus, die Abfallhierarchie sowie gegebenenfalls das Potenzial für mehrfaches Recycling zu berücksichtigen.“

III
Kreislaufwirtschaft

Hemmnisse für Recycling im Regelwerk beseitigen

Das bisher isolierte Nebeneinander von europäischem Produkt-, Chemikalien- und Abfallrecht erschwert die zirkuläre Metall-Kreislaufwirtschaft. Stoffe in Altprodukten, die früher legal verwendet werden konnten und nach und nach über den Recycling-Kreislauf zurückkommen, sind heute oft chemikalien- oder stoffrechtlich als „gefährlich“ eingestuft. Diese Einstufung übersieht nicht nur die technischen Möglichkeiten, gefährliche Stoffe beim Recycling auszuschleusen, und macht die Demontage der entsprechenden Produkte aufwändiger (Arbeitsschutz), sondern sie gefährdet oft auch die sichere Verwendung dieser Stoffe in neuen Produkten.

Diese Zielkonflikte gilt es für die jeweiligen Anwendungen einzeln zu prüfen und sorgfältig abzuwägen. Grundlage dafür sollte ein effektives Risikomanagement sein. Bei Stoffeinstufungen muss frühzeitiger und systematischer als bisher auch das Recycling dieser Stoffe beachtet werden. Die Auswirkungen der europäischen Strategie für nachhaltige Chemikalien (CSS) als auch der geplante Zero-Pollution-Aktionsplan (ZPAP) sind daraufhin auszurichten.

IV
Kreislaufwirtschaft

Produktverantwortung optimieren

Das stärkste Instrument des Abfallrechts ist und bleibt die Produktverantwortung. Beispiele hierfür sind Verpackungen, Altfahrzeuge, Batterien oder Elektroaltgeräte, für die entsprechende europäische und nationale Produktrücknahmeverordnungen erlassen wurden. Das bewährte Instrument der Produktverantwortung muss erhalten, aber weiterentwickelt werden.

So sollte die Verwendung besonders oder mehrfach recyclingfähiger Werkstoffe belohnt werden, wie es z.B. das neue Verpackungsgesetz und die neue EU-Abfallrahmenrichtlinie bereits vorsehen. Darüber hinaus sollte nach dem erfolgreichen Vorbild des Verpackungspfandes für weitere Produkte wie z. B. Elektroaltgeräte oder Batterien die Einführung von Pfandsystemen geprüft werden, um die Rücklaufmengen und die Sortenreinheit zu erhöhen.

V
Kreislaufwirtschaft

Illegale Abfallexporte bekämpfen und Recyclingeffizienz verbessern

Die Bekämpfung illegaler und weitgehend unkontrollierter Abflüsse von werthaltigen Altprodukten in Drittländer mit geringeren Umwelt- und Verwertungsstandards als in der EU muss weiter ein wichtiges Ziel der nationalen und europäischen Politik sein. Ein konsequenter Vollzug bestehenden Rechts wäre schon ein wichtiger Schritt. Zur Bekämpfung illegaler Exporte gehört u. a. die bessere Unterscheidung zwischen Produkten/Abfällen, aber auch effizientere Ausfuhrkontrollen z.B. in Exporthäfen.

Die Erarbeitung und Implementierung von Standards für das hochwertige Recycling von in Europa anfallenden Altprodukten und Abfällen wäre ein wichtiger Schritt zur Bekämpfung von Rohstoffverlusten in Drittländern. Gleichzeitig sind unnötige bürokratische Hürden bei innereuropäischen Transporten abzubauen, damit in Europa anfallende Abfälle gezielt den hochwertigen europäischen Recyclinganlagen zugeführt werden können.

VI
Kreislaufwirtschaft

Keine Festlegung verbindlicher Recyclatanteile

Die Einführung rechtlich verbindlicher Recyclatanteile für Neuprodukte wird diskutiert, um die Marktnachfrage nach Recyclatenbei einigen Werkstoffen, wie z.B. bei Kunststoffen, anzukurbeln. Für Sekundärmetalle besteht keine mangelnde Nachfrage, ganz im Gegenteil. Verbindliche Recyclatanteile können daher dazu führen, dass ohnehin knappe Metallschrotte in bestimmte Anwendungen gezwungen werden und diese Mengen für andere Anwendungen nicht mehr zur Verfügung stehen. Bei gleichbleibendem Schrottangebot ist dies ein Nullsummenspiel für die Umwelt und ein Rückschritt für das Metallrecycling, da Primär- und Sekundärmaterialien von gleicher Qualität sind.

Besser wäre es, die Recyclingfähigkeit von Produkten zu erhöhen und die Rahmenbedingungen so zu gestalten, dass gebrauchte Produkte möglichst lückenlos erfasst und einem hochwertigen und nachhaltigen Recycling in Europa zugeführt werden.