Martin KneerIm Land der unterschiedlichen Sichtweisen und Geschwindigkeiten
Zur Entwicklungsdynamik von Politik, Gesellschaft und Industrie
Deutschlands gesellschaftliche Entwicklung vollzieht sich auf verschiedenen Ebenen mit zunehmend unterschiedlichen Geschwindigkeiten. Ursache ist eine Vielzahl von Gegensätzen und Widersprüchen. Entwicklungen verlaufen räumlich und sozial unterschiedlich, in Städten und Regionen manchmal sogar gegenläufig. Die demografische Entwicklung trennt Jung und Alt mehr denn je und mit den Konsequenzen, die groß sind und bislang zu wenig beachtet werden. Partizipation ist eine grundlegende Forderung und setzt nicht nur die repräsentativen Demokratiemodelle unter Druck.
Die ökonomischen Unterschiede zwischen globalem und lokalem Handeln sind evident. Unser Denken und Handeln ist geprägt von rationalen und emotionalen Elementen. In einer ausdifferenzierten, pluralistischen demokratischen Gesellschaft können Gegensätze real nie gänzlich überwunden werden. Man muss sie jedoch analysieren und über Angleichung und Annäherung zu einer Gesamtentwicklung der Gesellschaft kommen, die von ihr akzeptiert wird.
Auffallend ist, dass es kaum Politikentwürfe gibt, die den „roten Faden“ einer Gesellschaft weiterentwickeln. Politik ist ebenso wie die Wirtschaft und ihre Unternehmen gefordert, Zukunft wieder stärker zu gestalten. Parteien scheinen die Erkenntnis gewonnen zu haben, dass Reformen, die in Besitzstände eingreifen und Prioritäten setzen, nur selten zu parlamentarischen Mehrheiten führen. Man fährt auf Sicht, administriert die Gegenwart und korrigiert Fehler der Vergangenheit.